Das sehr trockene Jahr 2019 öffnete uns die Augen. Ein großer Garten mit vielen Pflanzen und Bäumen und dem Wunsch, den Garten in Richtung Artenvielfalt auszurichten, brachte unseren Wassertank im Erdreich mit 3000 Litern schnell an seine Grenzen. Wir konnten 2019 erstmals sehen, dass der Tank komplett trocken fiel!
Daher suchte ich nach Lösungen, mehr Regenwasser aufzufangen und stöberte ein wenig im Netz. Neben YouTube und Pinterest waren etliche Lösungsansätze gut beschrieben und so plante ich Anfang 2020 für unser Flachdach von gut 75 Quadratmetern einen geeigneten "Versuchsaufbau".
In der Nähe von Tostedt bei Arthur Wulff Fasshandel besorgte ich 4 gebrauchte IBC Wassertanks mit jeweils 1000 Litern Fassungsvermögen und etliches Schlauch-, Rohr- und Verbindungsmaterial und gestaltete unsere bisherige Fallrohrkonstruktion einfach so um, dass das Wasser nicht mehr ungenutzt in einer Verrieselung verschwindet, sondern gefiltert aufgefangen wurde. Etliche Verbesserungen sind seitdem schon in das System eingeflossen und manch sinnvolle Lösung von anderen Nutzern stellte sich in der Praxis als ungeeignet heraus.
Ich sehe noch die lachenden Nachbarn, als ich mitten im Gewitterregen das erste, kostbare Nass des Frühjahrs auffangen wollte und dabei natürlich nicht nur nass, sondern richtig nass wurde, als die Rohrkonstruktion aufgrund der Druckverhältnisse nachgab und sich ein Schwall von mehreren Litern über mich ergoss.
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Neben solchen Anfangsproblemen ist festzuhalten, dass wir in einem Waldgebiet leben und die Blätter und Nadeln von den umliegenden Bäumen nicht zu unterschätzen sind. Der Einbau von Filtern ist also extrem sinnvoll und abhängig von der Lage und den Voraussetzungen auf dem Dach.
Das Thema Filterung des Wassers habe ich nun über Laubgitter auf den Dachrinnen, Regensammlern mit Filtern in den Fallrohren und auch eingehängten Filtern in den IBCs dargestellt, doch leider sind die Starkregen so unangenehm, dass ich im Zulauf nun noch einen weiteren Filter für groben Dreck einbauen will.
Warum so ein Aufwand? Ich hatte 2022 das Problem, dass die eingehängten Filter in den zwei Auffangtanks mit Nadeln und Rückständen vom Dach so verdeckt waren, dass einer von ihnen aufgrund des Gewichts (das Zeug gammelte zudem im Wasser) abrutschte und im Tank herumdümpelte. Dabei setzte er den Dreck in den Tank und damit in die Verbindungsleitungen frei - eine schöne Sauerei!
Nach dem Auffangen des Wassers kommt die Frage der Entnahme. Auch hier gibt es viele Ansätze und nur wenige passten auf unsere Situation. Im Ergebnis entschied ich mich für die Entnahme an zwei Auslaufhähnen (für die Befüllung von Gießkannen) und über eine Pumpe, die hoffentlich im kommenden Jahr mit Solarstrom betrieben werden kann.
Die Pumpe ist über einen Ansaugschlauch mit einem Schwimmer in dem Tank untergebracht, der am nächsten zum Garten steht und über eine Schlauchverbindung (teilweise unterirdisch mit Auslaufhahn) mit allen anderen Tanks verbunden ist. Durch das Prinzip der kommunizierenden Röhren ist damit gewährleistet, dass die Entnahme des Wassers in einem Tank augenblicklich ausgeglichen wird und beim Auffangen des Wassers auch egal ist, welcher Tank das meiste Wasser aufnimmt.
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Beim Zusammenbau kamen etliche gebrauchte Teile zum Einsatz und nun steht für den Herbst eine Erweiterung der Anlage von 4000 Litern auf 6000 Liter an, weil wir offenbar weiter in Klimaextreme hineinsteuern, die die Verteilung der (Extrem-)Niederschläge über das Jahr erforderlich machen.
Über eBay Kleinanzeigen konnte ich also schon 2 weitere IBCs kaufen und die notwendigen Paletten mit dem Fahrrad transportieren und auch die Verrohrungsteile und Hähne liegen bereit. Auf geht's!!! NEU JANUAR 2023!!!
Das Wetter Mitte Januar war so günstig, dass ich einen Ausflug zu Obi unternahm und die fehlenden Pfosten und Hülsen und ein paar Schrauben eingekauft habe. Dann ging es los und die ersten Probleme ergaben sich dadurch, dass die Unterlegsteine nicht mit den bisher verwendeten Steinen identisch waren und sich das Thema bei den Paletten fortsetzte (vollkommen verschieden untereinander und zu den anderen) und dann auch noch der IBC. Optisch genau gleich, aber der Auslaufanschluss 3-4 cm höher angesetzt.
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So waren individuelle Anpassungen notwendig und Dank einer Latte von 4 Metern waren alle Balken und Fluchtpunkte daran auszurichten. Weil nun der neue Tank eigentlich die tiefste Stelle sein sollte (siehe aber der neue Versatz an der Reling und der Palette), aber durch die zu hohe Palette und den erhöhten Auslauf auf einmal die höchste Stelle war (!) - das Wasser fließt nicht bergauf -, musste ich die Verrohrung umkehren und natürlich auch die Dachstütze versetzen und verlängern.
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Nun habe ich die drei Tanks mit Gefälle auf der rechten Seite angebunden und alle Bauteile (weiter-)verwendet und verbaut, um auch die Verbindung zum anderen Tanklager unterirdisch zu erneuern. Dank eines T-Stücks könnte ich auch ein 1"-Plexiglasrohr anbauen, um den Wasserpegel und die Wasserqualität auch optisch zu verfolgen.
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Wenn das Dach, eine Beleuchtung und die Dachrinne angebaut sind, gibt es eine Fortsetzung. Und dann kommt Teil II des Unterstandes. Neu soll auch in diesen Abschnitt des Zulaufes ein Filter eingebaut werden… Wie genau, ist noch nicht klar!
Nun ist es geschafft und sowohl das Dach als auch die Verbindung sind fertig bzw. erneuert. Der Zufluss hat nun auch den Deckel und lediglich beim direkten Zulauf in den Tank habe ich nun noch ein Sieb gekauft, was aber noch nicht in den Deckel passt. Es geht also weiter…
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Nun war wieder bestes Wetter und die Anlage I wurde nahezu fertig. Dach, Rinne und Filter sind an- und eingebaut und nach vier (!) Anläufen sind die Verbindungen auch dicht! Meinen Kampf mit Teflon möchte ich hier nicht aufschreiben - er ist der Zensur zum Opfer gefallen.
Nach etlichen Vorbereitungen (Zurechtlegen, Einkaufen, Überlegungen) konnte ich nun die Anlage II in Angriff nehmen. Es sollte ein Ab- und Nauaufbau stattfinden. Am Vorabend sah es noch so aus.
Dann kam der Abbau, die Neuanlage für 2 Paletten und die Verlegung der Tanks auf die linke Seite. Mittags standen die Tanks.
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Am Nachmittag ging es flott weiter…
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Verbindungen zum Testen und dann bis zum Einbruch der Dunkelheit die Dachkonstruktion vorbereitet. Reste kamen zum Einsatz und die Altbestände schrumpfen nun bewusst…
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Da alle Teile für das Dach vorhanden sind, muss ich nun nur noch Zeit finden!
Update: Pünktlich zu Ostern sind nun die beiden Tanklager I und II fertig - bis auf ein Dichtungsproblem am Mitteltank von Tanklager I und der Abdichtung von einigen Bohrlöchern in den Trapezblechen - und ich habe viel Restholz verbaut und eigentlich nur die Eckpfosten mit Hülsen neu angeschafft. Nun geht es an das Kaminholz…
Dem Gartenschlauch habe ich auch eine neue einfache Halterung aus Restholz gegönnt. Bald kommt die Pumpe zum Einsatz und dann steht der Bewässerung nichts mehr im Weg. (Die. Beiden Ziffern sind von einem ehemaligen lebendigen Adventskalender, einem 12. Dezember, und lagen nutzlos in der Garage herum!)
FAZIT: Die Geschichte ist nicht günstig und man kann etliche Euros für alles mögliche ausgeben, so dass bei den günstigen Trinkwasserpreisen wahrscheinlich an eine Amortisation niemals zu denken ist!!! Das Gefühl aber, kostbares Trinkwasser aus der Leitung auf seine Pflanzen, Blumen und wohlmöglich den Rasen zu vergießen und den Rasensprenger stundenlang mit Trinkwasser laufen zu lassen, ist unerträglich und wird nun mit dem aufgefangenen Regenwasser komplett in ein sehr gutes Gefühl verkehrt.
Seit drei Jahren haben wir somit echtes Trinkwasser nur noch verwendet, um unsere Nahrungsmittel in den Hochbeeten (nur in der Erntephase) zu begießen. Ein unbezahlbares Gefühl!!!